Montessori hatte zweifelsohne Recht, wenn sie behauptete: ‚Was Kinder betrifft, betrifft die Menschheit!‘ Ich möchte hinzufügen: Kinder an sich betreffen die Menschheit, sie betreffen uns alle. Der von der Kinderarche Sachsen ausgelobte Kinderarche-Oskar soll deshalb all jenen eine verdiente Anerkennung sein, die in ihrem Alltag ein großes Herz für Kinder beweisen. Ich verstehe die Initiative ‚Kinderfreundliche Sachsen‘ aber nicht nur als Dank für kinderfreundliches Handeln, sondern eben auch als Mahnung: Sie ruft uns in Erinnerung, dass wir alle unseren Kindern gegenüber in der Pflicht stehen. Und sie zeigt uns, dass wir dieser Pflicht auf sehr vielfältige, manchmal auch unscheinbare Weise nachkommen können und sollten.
Als erste kinderfreundliche Meißnerin ist jetzt Annette Brück mit einem Kinderarche-Oskar ausgezeichnet worden. Die Inhaberin des traditionsreichen Unternehmens Brück & Sohn begann nach der Wende, Restbestände an Schulbedarf für sozial schwache Familien zu sammeln. „Originelle Bleistifte, ungewöhnliche Radiergummis – hochwertige Einzelstücke, die ich nicht wegwerfen wollte“, erinnert sich die 56-Jährige. Kurze Zeit später sprach sie auch Lieferanten an, ob diese Materialien beisteuern könnten.
Seit Jahren unterstützt die Unternehmerin nicht nur Familien in und um Meißen, sondern auch hilfsbedürftige Heimkinder in der Ukraine. Längst ist es dabei nicht mehr nur beim Füller und Bastelblock geblieben. So spendiert Frau Brück neue Ranzen für die Kinderarche Sachsen, bezahlt Schulgeld für ihre Patenkinder in der freien Werksschule Meißen, organisiert monatliche Kreativangebote für Eltern und Kinder in dem Laden auf der Burgstraße, sponsert Kleidung für die Heilsarmee Meißen, hilft der Meißner Tafel mit kleinen Geschenken zu Weihnachten. „Für mich ist es das Mindeste, was ich tun kann: den Kindern ein paar Momente voller Freude zu spenden“, sagt sie.
Den Kinderarche-Oskar erhielt sie am Donnerstag im Familien- und Firmenmuseum im dritten Stock ihres Geschäfts aus der Hand von Dennis, der im Integrativen Familienwohnen in Radebeul wohnt und selbst schon einen Ranzen von der Firma Brück & Sohn geschenkt bekommen hat. In ihrer Laudatio sagte Christina Kutschke, die Leiterin des Jugendamtes im Landkreis Meißen: „K & K – Kunden und Kinder – darum dreht sich alles bei dem Meißner Traditionshaus Brück & Sohn.“ Die Zahl der Kinder, die auf Hilfe angewiesen sind, steige leider stetig an. Umso wichtiger sei es, dass sich Menschen wie Annette Brück uneigennützig engagieren.
Die Oskar-Preisträgerin selbst war völlig überrumpelt von der Ehrung. „Ich zähle gar nicht mehr, was ich für Kinder alles tue, ich mache es einfach, weil es schön ist“, sagte sie vor ihren Gästen. Eines ist für sie schon jetzt klar: Wenn sie in Ruhestand geht, will sie sich auf jeden Fall auch weiter für Kinder engagieren.