Montessori hatte zweifelsohne Recht, wenn sie behauptete: ‚Was Kinder betrifft, betrifft die Menschheit!‘ Ich möchte hinzufügen: Kinder an sich betreffen die Menschheit, sie betreffen uns alle. Der von der Kinderarche Sachsen ausgelobte Kinderarche-Oskar soll deshalb all jenen eine verdiente Anerkennung sein, die in ihrem Alltag ein großes Herz für Kinder beweisen. Ich verstehe die Initiative ‚Kinderfreundliche Sachsen‘ aber nicht nur als Dank für kinderfreundliches Handeln, sondern eben auch als Mahnung: Sie ruft uns in Erinnerung, dass wir alle unseren Kindern gegenüber in der Pflicht stehen. Und sie zeigt uns, dass wir dieser Pflicht auf sehr vielfältige, manchmal auch unscheinbare Weise nachkommen können und sollten.
Als Mandy Lange für ihren Sohn Friedel einen Sportverein suchte, da war sie schon fast am Verzweifeln. Bis sie auf den Judoverein Coswig gestoßen ist. „Ich habe in keinen anderem Verein erlebt, dass Kinder so aufgenommen werden wie hier“, sagt sie über den Coswiger Verein. Und das liegt nicht zuletzt an Willi Höher.
Seit mehr als 50 Jahren setzt sich dieser Mann für den Breitensport im Bereich Judo ein und hat in dieser Zeit hunderte Kinder und Jugendliche begleitet und gefördert. Aufgewachsen mit elf Geschwistern hatte er wohl schon immer ein Händchen mit Kindern, und so war es für ihn selbstverständlich, dass er seinen Sport, den Judo, nicht nur selbst ausübte, sondern als Übungsleitern auch Jüngeren vermittelte.
Vor 40 Jahren gründete er zusammen mit einem Freund den Judo-Verein in Coswig und hat seitdem ohne Pause Kindern und Jugendlichen den Spaß an der Bewegung vermittelt. „Man bewegt sich wirklich mit sämtlichen Körperteilen“, schwärmt der 67-Jährige vom Judo, „die Kinder haben Achtung voreinander, bewegen sich sicherer und selbstbewusster und erleben eine gute Gemeinschaft.“
Inzwischen können in Coswig sogar schon Vorschulkinder ab fünf Jahren in einer Knirpsengruppe ihre ersten Schritte auf der Matte tun – die Idee dazu kam vor allem von Willi Höher. Ob er mit seinen 67 Jahren nicht langsam aufhören möchte mit dem Training? Ganz im Gegenteil: Zwar hat Willi Höher inzwischen den Vereinsvorsitz an einen Jüngeren abgegeben, an Aufhören denkt er dennoch nicht. Als Ehrenpräsident ist er immer noch die „gute Seele“ im Verein, begleitet zweimal die Woche das Training, fährt mit zu Wettkämpfen, tröstet, berät, spornt an. „Man bleibt selbst jung dabei“, so seine Erfahrung, „die jungen Menschen halten mich fit.“
Auch wenn er selbst nicht viele Worte um sich verliert: „Er ist einfach ein Mensch, der für Kinder da ist“, fasst Mandy Lange zusammen, was die kleinen Judoka in Coswig immer wieder erleben dürfen.