Mit der Kampagne Kinderfreundliche Sachsen rückt die Kinderarche Sachsen nachahmenswerte Menschen ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Denn wer Kindern und Jugendlichen freundlich begegnet, sie unterstützend begleitet und somit ihnen Zuversicht gibt auf ein Miteinander voller Achtung und Aufmerksamkeit, leistet einen wunderbaren Beitrag für eine lebenswerte Gesellschaft.
Mein größter Wunsch? Dass sich Linkshänder gleichberechtigt entwickeln können und die Chancengleichheit der Händigkeit in Normalität übergeht!
Aber von vorn: Als Mutter eines linkshändigen Kindes überrollte mich so manche Frage und wer konnte meine Fragen beantworten? Linkshändigkeit ist eine ganz alltägliche Erscheinung, dies belegen wissenschaftliche Forschungsberichte, aber erst durch gezielte Beobachtung im Umfeld wird die Linkshändigkeit sichtbar. Warum ist das so? Ich begann mich zu belesen und stellte dabei fest, dass die Linkshänder Hürden überwinden müssen, die uns Rechtshändern völlig fremd sind.
Wir leben in einer rechtshändig-orientierten Gesellschaft und schon der Begriff „Linkshändigkeit“ löst in den Köpfen die unterschiedlichsten Assoziationen aus. Zum Beispiel gelten die Linkshänder als ungeschickt oder unbeholfen. Unbewusst löst nur das Wort „links“ bei vielen Menschen negative Gedanken aus. Denn es bringt Unglück, wenn die Katze von links nach rechts läuft. Oder wir lassen jemanden bewusst links liegen. In einigen Kulturkreisen gilt die Benutzung der linken Hand als unrein.
Hingegen gilt die rechte Hand als „richtige“ Hand. Aus der Wortfamilie „rechts“ kommt das Wort „das Recht“ und die rechte Hand ist zum Beispiel die Schwurhand vor Gericht. Selbst in den Märchen wird gewarnt, nicht vom rechten Weg abzukommen – und und und…
Auch die Benimmregeln unserer Gesellschaft drängen unbewusst auf die Benutzung der rechten Körperseite. Zum Beispiel wird beim Begrüßen stets die rechte Hand gefordert, kommt aber die linke Hand zum Einsatz, wird meist die „schöne“ Hand verlangt. In solchen Situationen fühlte ich mich oft hilflos und mein Sohn verstand nicht, wie ihm geschah! Mittlerweile haben wir gelernt, locker zu reagieren. Mein Sohn antwortet: „Meine Hand kommt doch von Herzen!“ Auch verstellt sich mein Sohn nicht mehr, er ist stolz, Links-händer zu sein und wer seine linke Hand nicht möchte, der lässt es eben!
Es muss dringend ein Umdenken beginnen, weil Händigkeit ist gleich Hirnigkeit!
Der Mensch wird sozusagen als Links- bzw. Rechtshänder geboren und braucht ein starkes Umfeld für die „eigene“ Händigkeitsentwicklung. Linkshändige Kinder sind genauso „normal“ wie rechtshändige Kinder!
Durch meine Recherche habe ich gelernt, dass die Bewegungsabläufe eines Links-händers sich von denen eines Rechtshänders unterscheiden. Zum Beispiel beginnt ein Linkshänder beim Schneiden an der linken Blattseite oder zeichnet erst die Gerade vom Dreieck und danach die Spitze. Das Thema Dreieck-zeichnen war ein großes Problem für meinen Sohn, er konnte es einfach nicht... Also bat ich eine Linkshänderin, mir ein Dreieck zu zeichnen. Dank ihrer Hilfe zeichnet nun mein Sohn die schönsten Dreiecke!
Folgende Tipps haben mir sehr geholfen, als Rechtshänder meinem linkshändigen Kind den Alltag zu erleichtern bzw. linkshändige Kinder zu unterstützen:
Echte Chancengleichheit für alle „Händer“ – das schaffen wir doch (jetzt) mit links, oder?
Mandy Hartung, Erzieherin im Naturkinderhaus Mulda in der Ausbildung zur Linkshänder-Beraterin